Das Gesetz der Harmonie - Klassizistische Maler im Außerfern

Das Außerfern ist durch seine Maler weit über die Grenzen Tirols hinaus bekannt. Sie malten im Stil des Barock und des Rokoko, passten sich aber dem gewünschten Stil der Auftraggeber an. Der bayerische Kurfürst Maximilian III. Josef hatte bereits per Dekret vom 4. Oktober 1770 das Ende des Rokoko eingeläutet. Jetzt waren nicht mehr Schnörkel, Verspieltheit und Pompösität gefragt, sondern Einfachheit, Klarheit, Struktur und Harmonie. Ein Hintergedanke war dabei die Einsparung von Kosten, weil klassizistische Bauwerke oftmals einfacher und damit billiger auszuführen waren. Notgedrungen mussten also auch altbekannte Meister des Rokoko sich auf den neuen, von der Obrigkeit gewünschten Stil einlassen. Man kann keinen klaren Schnitt machen, ab welchem Zeitpunkt das Rokoko beendet war und der Klassizismus begann. Oft spricht man in der Übergangszeit vom „Herbst des Barock“ oder „Frühling des Klassizismus“. Innerhalb eines Jahrzehntes wurden im Außerfern drei Maler geboren, die die wichtigsten Vertreter dieser Epoche in unserer Region wurden: Johann Christoph Haas, Joseph Anton Köpfle und Karl Selb.
Johann Christoph Haas (*1753 – †1829) lernte bei Franz Anton Zeiller. Sein Malstil veränderte sich häufig, weshalb eine Zuschreibung an ihn nicht immer einfach ist. Ihn könnte man als Übergangsmaler bezeichnen. Haas wirkte bis um 1810 im Außerfern, dann verlieren sich seine Spuren. Er starb völlig verarmt 1829 in Schwäbisch Gmünd.
Karl Selb (*1760 – †1819) lernte höchstwahrscheinlich bei Johann Jakob Zeiller. Erst mit 40 Jahren ließ er sich in München akademisch ausbilden. Dann kehrte er ins Außerfern zurück. Auch er gilt als Übergangsmaler der Epochen. Häufig kopierte er Bilder großer Maler.
Der markanteste Vertreter des Klassizismus im Außerfern ist Joseph Anton Köpfle (*1757 – †1843), von dem sich eine Vielzahl an Werken im Bezirk erhalten hat, vor allem auch Hausfassaden. Auch Köpfle kannte viele Werke großer Meister, die er kopierte. Er schuf auch klassizistische Heilige Gräber die heute vereinzelt wieder aufgestellt werden. Hochbetagt starb der Maler 1843 in seinem Haus in Höfen, dessen Fassade seine Bilder heute noch zieren.
Neben diesen drei heimischen Künstlern werden aber auch zwei weitere klassizistische Maler in der Ausstellung präsentiert, die im Außerfern tätig waren. Joseph Keller (*1740 – †1823) stammte aus Pfronten. Viele Jahre verbrachte er in der Schweiz, aber auch im Allgäu findet man Werke von ihm. Zwei Musterbeispiele klassizistischer Kunst findet man von ihm in den Pfarrkirchen von Grän und Tannheim. Als gebürtiger Pfrontener hatte er keine weite Anreise zu diesen Baustellen.
Noch völlig unerforscht ist das Leben und Werk von Joseph Degenhart (*1745 – †1801) aus Telfs. In der Kirche in Hägerau malte er das gesamte Freskenprogramm inklusive der Kreuzwegstationen. Mehrere alte Hausfassaden zeigen noch heute Fresken dieses Meisters, der ebenfalls am Übergang vom Rokoko zum Klassizismus einzuordnen ist.
Im Museum im Grünen Haus in Reutte werden viele Originale aller fünf Künstler präsentiert, die für den Klassizismus im Außerfern richtungsweisend waren. Eine ausführliche Einführung in den Stil des Klassizismus ist der Ausstellung vorangestellt. Daneben kann man sich mit Hilfe eines Kataloges, der als Ausstellungsstraße angelegt ist, auf Spurensuche der Maler begeben.
Ort: Museum im Grünen Haus, Reutte