Sonne - Mond - Sterne - Reuttes Platz in der Astronomie

In unserer neuen Sonderausstellung beschäftigen wir uns mit Astronomie und Raumfahrt. Reutte hat entgegen der Meinung vieler mit diesen Themen einiges zu tun. Begeben Sie sich in die Ausstellung und erfahren sie was es da draußen noch alles zu entdecken gibt.
Schon seit jeher haben die Menschen zu den Sternen geblickt. Sonne und Mond wurden wichtige Bestandteile früher Kalenderberechnungen. Noch in der Antike wurde der Tag in 24 Stunden und die Woche in sieben Tage eingeteilt. Viele besonders helle Sterne wurden zu Sternbildern zusammengefasst. Von unseren heutigen Sternbildern kannten die Römer bereits 48 Stück. In der Antike wurden auch die Planeten Merkur bis Saturn entdeckt und benannt. Da sie sich fortlaufend über den Nachthimmel bewegen, versuchten die Menschen sie mit Ereignissen auf der Erde in Verbindung zu bringen. Dabei entstand die Astrologie.
Himmelskörper wurden immer wieder in der Kunst dargestellt. Sonne und Mond werden meist Symbolhaft und vermenschlicht dargestellt, nicht selten mit Gesicht. Sterne werden mit verschiedenen Anzahlen von Strahlen gezeigt. Auch Kometen, oder Schweifsterne treten immer wieder als schlechte Vorzeichen auf, oder werden wie bei der Geschichte von Betlehem als gutes Ohmen umgedeutet. Es dauerte bis ins Mittelalter, bis auch Szenen gemalt wurden, die in der Nacht spielen, wobei das durch einen kleinen Mond am Himmel angedeutet wird. Im Wechsel der Kunststile versucht man den Nachthimmel immer realistischer darzustellen, bis Adam Elsheimer 1609 in seinem Gemälde "Die Flucht nach Ägypten" den Nachthimmel samt Vollmond und sogar teile der Milchstraße malte. Neben Gemälden inspirierte die Astronomie Künstler auch dazu die ersten Himmels- und Erdgloben herzustellen. Ein Globus von Georg Christoph Einmart von 1705 kann im Museum im Grünen Haus besichtigt werden.
An Pater Anton Maria Schyrle erinnert heute noch ein Straßenname in Reutte. Was viele aber nicht wissen ist, dass nach diesem Priester und Astronom auch ein Krater und ein Tal auf dem Mond benannt wurden. Beide Strukturen tragen den Namen De Reitha, lateinisch für "von Reutte", als Abkürzung seines latinisierten Namens Anton Maria Schyrleus de Reitha. Schyrle wurde als Johann Burkhard Schyrle zwischen 1603 und 1604 in Reutte geboren. Er trat mit 23 Jahren 1627 in das Kapuzinerkloster in Passau ein und legte dort ein Jahr später seine Profess ab. Neben seiner Tätigkeit als Priester und Diplomat beschäftigte er sich mit der Wissenschaft seiner Zeit und arbeitete daran, das neu erfundene Teleskop zu verbessern. Im Jahr 1645 legte Schyrle sein wissenschaftliches Hauptwerk vor, zwei Bücher mit dem Titel „Oculus Enoch et Eliae sive radius sidereomysticus" in denen er unter anderem eine Konstruktion eines aus vier Linsen zusammengesetzten Fernrohrs vorgestellt, das aufrechte Bilder liefet und ein weites Gesichtsfeld hat. Weiters gehen die heute üblichen Begriffe „Objektiv“ und „Okular“ wohl auf ihn zurück. Beide Bücher können in der Ausstellung besichtigt und virtuell durchgeblättert werden. Anton Maria Schyrle starb 1660 in Ravenna.
Die Entwicklung des Teleskops veränderte die Astronomie grundlegend. Durch diesen Fortschritt trennte sich die Astronomie auch von der Astrologie, die bis heute eine Pseudowissenschaft ist. Nach den Linsenteleskopen, den Refraktoren, wurden nur ein Jahrhundert später in Großbritannien die Spiegelteleskope, die Reflektoren, entwickelt. Mit ihnen konnte man die Sterne nun ohne Farbstich beobachten. Mit diesen Instrumenten gelang es seit der Antike die beiden Planeten Uranus und Neptun und 1930 auch noch den Zwergplaneten Pluto zu entdecken. Teleskope des 21. Jahrhunderts sind Produkte der Spitzentechnologie. Sie arbeiten fernbedient am anderen Ende der Welt und können aktiv Atmosphärische Störungen aus ihren Aufnahmen herauskorrigieren. Teleskope mit einem Spiegeldurchmesser von über 30 m befinden sich heute schon im Bau. Um Spektren außerhalb des sichtbaren Lichts beobachten zu können werden Teleskope nun auch im Weltraum betrieben.
Seit Isaak Newton erstmals die bekannten Gesetze der Physik zusammengefasst und um das der Gravitation erweitert hatte begannen sich Wissenschaftler und Schriftsteller über die Raumfahrt Gedanken zu machen. Einer der sich nicht nur Gedanken machen wollte, sondern der selbst dort hinauf wollte war Max Valier. Er wurde 1895 in Bozen geboren und begann nach dem 1. Weltkrieg mit Feststoffraketen zu experimentieren. Er verdiente sein Geld mit populärwissenschaftlichen Büchern und Vorträgen, musste letztlich aber auch Unterstützer aus der Wirtschaft für sich gewinnen. Er starb 1930 bei einem Laborunfall in Berlin, als er gerade mit einer Flüssigkeitsrakete experimentierte. Heute ist ein Krater auf der Rückseite des Mondes nach ihm benannt und einige Nachfahren seiner Familie leben heute in Reutte.
Den nächsten Versuch das Tor zum Weltraum aufzustoßen unternahm Wernher von Braun. 1912 in Wirsitz, im heutigen Polen, geboren beschäftigte er sich schon bald mit der noch theoretischen Raumfahrt. 1934 schrieb er seine Doktorarbeit über den Bau einer Flüssigkeitsrakete und begann danach mit dem Heeres Waffenamt an der Umsetzung zu arbeiten. Von Brauns Raketen gelangten während des Krieges zu trauriger Berühmtheit, zumal sie unter den Zwangsarbeitern die sie fertigen mussten mehr Opfer zu beklagen waren, als unter den Zivilisten auf die sie nieder gingen. Von Braun konnten diese Gräul nicht entgangen sein, auch wenn er Zeit seines Lebens diesen Sachverhalt zu relativieren suchte. Wernher von Braun stellt aber noch eine weitere Verbindung Reuttes zum Weltraum dar: Er trat am Ende des Krieges in der Reuttener Südtiroler Siedlung zu den Amerikanern über!
In den 1950er Jahren begann die Raketenentwicklung zuerst im militärischen und dann auch im zivilen Bereich Fahrt aufzunehmen. In der Ausstellung wird diese Entwicklung anhand zahlreicher Modelle von Raketentriebwerken und Raumfahrzeugen anschaulich dargestellt. Damit man einen Eindruck von der Größe der Raketen bekommt sind diese neben einem maßstäblich verkleinerten Modell des Museums ausgestellt. Auch wenn heute jeder mit seinem Handy Satelliten zur Positionsbestimmung nutzen kann, so hat Reutte auch heute noch einen starken Bezug zur Raumfahrt. Im Metallwerk Plansee, heute Plansee Group SE, werden im Bezirk wichtige Komponenten für Raumfahrzeuge hergestellt. Darunter befinden sich Triebwerksteile, spezielle Metalle und Bauteile für Experimente, die von der NASA bereist auf dem Mars eingesetzt werden. Einige dieser Teile sind in der Ausstellung zu sehen.
Zuletzt widmeten wir uns in der Ausstellung noch der Frage: Wohin kann man im Weltraum eigentlich Fliegen? Wir bieten daher einen guten überblick über unser Sonnensystem und die Planeten die unseren Stern umkreisen. Bei der Erde gehen wir nicht nur genau auf ihre Atmosphäre, sondern auch auf die Umlaufbahnen ein, auf denen die Satelliten kreisen, ohne die viele von uns heute ihren Alltag kaum bestreiten könnten. Und wenn Sie noch weiter Reisen möchten zeigen wir anhand eines detaillierten Modells wie weit die nächstgelegenen Sterne von uns aus gesehen entfernt sind.
Und wenn Sie das Sonnensystem ganz genau erforschen möchten, dann folgen Sie doch unserem Planetenweg. Los geht es vor dem Museum im Grünen Haus. Für weiterführende Informationen bitte her klicken.
Ort: Museum im Grünen Haus, Reutte